4. Fastensonntag, Geistlicher Impuls zu Lk 15, 1–3.11–32:Impuls der Woche

Impuls
die ganze Generationen von Menschen unter Druck gesetzt, verängstigt oder beschämt haben? Es gibt Gottesbilder, die vermittelt werden, die tun uns nicht gut. Sie werden genutzt, um Macht auszuüben, gefügig zu machen und um Menschen zu manipulieren. Das ist das Gegenteil des Gottes, den Jesus sieht und verkündet.
Wenn ich Jesus richtig verstehe, den wir als Inkarnation des geheimnisvollen Gottes bekennen, dann ist ihm wichtig zu zeigen, dass Gott Menschen in Freiheit setzen will, das Gott aufrichtet, tröstet, bestärkt, uns unterstützend mit einem liebevollen Blick begegnet.
Für mich kommt das nirgendwo so schön und unmissverständlich zum Ausdruck wie in dem Gleichnis vom barmherzigen Vater (oder dem verlorenen Sohn, wie es häufig von Vielen bezeichnet wird).
Gott ist wie ein liebevoller Vater, so erzählt es Jesus, der geduldig auf die Rückkehr seines Sohnes wartet. Es tut der Liebe keinen Abbruch, wie sehr sich das Kind verrannt, wie weit es sich vom Vater entfernt hat. Dass es mit dem Vater gebrochen hat, keinen Kontakt wollte – das kann die Liebe des Vaters nicht erschüttern. Er freut sich, läuft auf sein Kind zu, nimmt ihn einfach nur in die Arme, nimmt ihn als Sohn und Erben wieder an, so als wäre nichts vorgefallen (das wird durch den Ring, den er ihm anstecken lässt symbolisiert) – ohne jeden Vorwurf, ohne jede Strafe! Im Gegenteil – der Sohn wird sogar noch belohnt mit einer riesigen Party, die für ihn ausrichtet wird. Gott ist gerade da barmherzig, wo du vielleicht mit dem älteren Sohn empört denkst: Das ist jetzt aber unfair. Das geht doch nicht!
Doch das geht. So ist Gott nun mal. Zum Glück für uns alle. Und es wäre gut, wenn ich mir diese Barmherzigkeit, diese Herzensweite des Vaters aneignen könnte, wenn ich auf das Leben von Anderen schaue und auch auf mein eigenes.
Im Namen aller Seelsorgerinnen und Seelsorger von Köln-Mitte, wünsche ich Dir eine schöne und gesegnete Woche.
Ulrich Merz, St. Michael, Kirche für Köln, Diakon in der Pastoralen Einheit Köln-Mitte